Über einen verwandten Aspekt, nämlich Gewohnheiten, hat die Psychologin Wendy Wood von der University of Southern California ein ganzes Buch geschrieben. Es heißt: „Good Habits, Bad Habits“. Laut Wood tun wir viele Dinge im täglichen Leben, weil wir sie gefühlt „schon immer“ so getan haben. Und das Schicksal der meisten Neujahrs-Vorsätze zeigt, wie schwierig es sein kann, diese Gewohnheiten zu ändern.
Die gängige Erklärung ist, es habe einfach „die Willenskraft“ gefehlt. Wood hält das für einen schädlichen Mythos, der die Leute herunterzieht: Wenn sie ihr Ziel verfehlten und sich dann auch noch selbst die Schuld gäben, dann verlören sie jede Zuversicht und Motivation.
Woods Arbeit zeigt, dass besonders bei gewohnten Verhaltensweisen aus einer gefassten Absicht eher selten ein tatsächlicher Erfolg resultiert. Und gerade in der Klimakrise geht es doch um Handlungen, die wir ab jetzt immer wieder anders gestalten müssen als bisher. Doch wenn man jeden Morgen neu entscheiden soll, ob man den Bus zur Arbeit nimmt oder das vermeintlich bequemere Auto, dann ist Scheitern geradezu programmiert. Für die kalifornische Psychologin liegen die Lösungen darin, gezielt andere Gewohnheiten zu bilden.
Drei Faktoren rückt Wood dabei in den Mittelpunkt: Kontext, Wiederholung und Belohnung. Kontext bedeutet, die Routinen und Anlässe für das Ausüben von Gewohnheiten neu zu gestalten (z.B. den Fahrradschlüssel griffbereit neben die Tür legen, während der Autoschlüssel seinen Platz im Schlafzimmer ganz hinten im Kleiderschrank bekommt). Wiederholung erleichtert es mit der Zeit, neue Gewohnheiten zu befolgen. Und Belohnung stabilisiert anfangs die Umstellung, und zwar vor allem, wenn die Belohnung unerwartet kommt.
Es geht jedenfalls darum, den Leuten die gewünschten Verhaltensänderungen möglichst einfach zu machen. Denn für sie sind die ersten Schritte oft die schwierigsten. Es ist darum sehr viel gewonnen, wenn Sie das Gefühl von Selbst-Wirksamkeit stärken und dem Publikum die Angst nehmen, dass es mit großen Umwälzungen alleingelassen wird. Und insgesamt ist es schon ein Erfolg (und kein kleiner), wenn wir endlich über die Klimakrise reden.