In vielen Geschichten und Erzählungen, Sagen und Märchen findet sich ein wiederkehrendes Grundmuster: die Heldenreise. Der US-Literaturwissenschaftler Joseph Campbell nannte sie den „Monomythos“, der in vielen Kulturkreisen verbreitet ist. Das Grundmuster lässt sich bei Charlotte Brontë und Mark Twain ebenso identifizieren wie bei Star Wars oder in der Lebensgeschichte des Buddha Siddhartha Gautama.
Die wohl bekannteste Beschreibung der Heldenreise-Struktur stammt von dem Hollywood-Drehbuchautor Christopher Vogler: Sie hat zwölf Stationen. Der Held reist dazu in eine fremde Welt, besteht Prüfungen und Abenteuer, wandelt sich, wird belohnt und kehrt zurück mit neuem Wissen und Schätzen, die auch das Leben seiner Genossen verbessern. Schon wenn man die Bezeichnungen der Stationen liest, fühlt man sich in einen Fantasy-Roman versetzt:
1) Gewohnte Welt
2) Ruf des Abenteuers
3) Weigerung aufzubrechen
4) Begegnung mit dem Mentor oder der Mentorin
5) Erste Schwelle
6) Bewährungsprobe(n)
7) Tiefste Höhle
8) Entscheidende Prüfung
9) Belohnung
10) Rückweg
11) Wiedergeburt
12) Heimkehr mit dem Elixier
(In der Langfassung dieses Kapitels – hier als pdf-Datei herunterladen – finden Sie die Struktur ausführlicher beschrieben.)
Diese Abfolge – in der einzelne Stationen je nach Bedarf wegfallen, schrumpfen oder sich aufblähen – kann man so saftig oder nüchtern ausgestalten, wie man nur möchte.
Die Anwendung im Vortrag empfiehlt und praktiziert zum Beispiel Stefan Stockinger von der Wiener Agentur Pirado Verde. Er mahnt aber dazu, die Rollen richtig zu verteilen. „Leider sind Vorträge oft so gestaltet, als stehe die Heldin, der Held vorn auf der Bühne“ – das aber sei eher eitel als wirksam, betont er. „Damit die Leute zu handeln beginnen, müssen sie über den Vortrag hinaus mit dem Thema verbunden bleiben. Dies gelingt, wenn sie sich als Helden und Heldinnen des Abends fühlen.“ Die nötige Tiefe erreiche eine Geschichte übrigens dadurch, dass die Figuren nicht klischeehaft wirken, sondern neben Weiß und Schwarz auch Grautöne vorkommen, rät Stockinger in seinem Blog.